Mehrere Tausend Menschen, darunter auch zahlreiche Mitglieder des KV Mannheim dieBasis, folgten dem Aufruf einer demokratischen Initiative, die Tradition des Hambacher Festes von 1832 190 Jahre später wieder zu beleben. 30.000 Menschen versammelten sich vom 27. – 30. Mai 1832 auf der Ruine des Hambacher Schloßes, um mutig und entschlossen für Demokratie und Meinungsfreiheit einzutreten, sich gegen Verbote, Ausgrenzung, Zensur und Unterdrückung durch die „Obrigkeit“ zu wehren.
Der Mannheimer Morgen schildert in seinem tendenziösen Artikel „Querdenker protestieren ganz in Weiß“ vom 31.05.2022 ausschließlich die, übrigens von Sonntag auf Montag gänzlich geänderte, Sichtweise der Neustädter Stadtspitze und ausgewählter Institutionen auf die Ereignisse vom 28.05. 2022. Über die „weiß Gekleideten“ wird in abfälliger Weise berichtet, ohne sie selbst zu Wort kommen zu lassen. Folgerichtig strotzt der Bericht nur so von Falschangaben, Übertreibungen und Narrativen. Deshalb haben wir uns entschlossen, eine kleine, sicher unvollständige Richtigstellung zu verfassen. Nicht in der Hoffnung, dass der MM diese tatsächlich veröffentlicht. Das käme schließlich dem Offenbarungseid eines Lügenmediums gleich. Vielmehr soll es der gutgemeinte Hinweis sein, dass nicht nur viele Tausend Menschen vor Ort in Neustadt/Hambach waren und Anderes erlebt haben, sondern dass diese Menschen ihre tatsächlichen Erlebnisse und Erfahrungen auch ohne Massenmedien weitertragen. Erneut werden Bürger erkennen müssen, in welchem Maße sie vom Mannheimer Morgen und anderen Medien desinformiert und belogen werden.
Erlebnisbericht
Als unsere Gruppe am 28.05.2022 zur Mittagszeit in Neustadt a.d.Weinstraße ankam, war die Innenstadt bereits sehr belebt. Viele der Besucher hatten sich, wie wir auch, teilweise in Weiß gekleidet. Die Farbe Weiß sollte für Friedfertigkeit und Hoffnung stehen, diese Grundstimmung wollen wir damit ausdrücken. Wir begegneten einzelnen Gruppen „Weißgekleideter“, die sich schon früh in Richtung Hambacher Schloss in Bewegung setzten. Der Neustadter Marktplatz war dicht bevölkert, auch hier traf man viele weiß gekleidete Menschen. Auf einer Bühne der städtischen Veranstalter mühte sich ein alternder Ex-Ministerpräsident redlich, seine Lesart demokratischer Verhältnisse zu lobpreisen. Von einigen Besuchern bekam er artig Beifall, andere bedachten ihn mit Pfiffen, die meisten hörten gar nicht hin. Zu bekannt waren ihnen die blutleeren Worthülsen. Auch sein Parteigenosse, Bürgermeister einer Partnerstadt, agierte später nicht glücklicher.
Der Marktplatz und die umliegenden Straßen füllten sich immer mehr und gegen 13:45 Uhr formierte sich ein Zug, der endlos schien. Tausende Menschen zogen nun friedlich, fröhlich, laut, singend, rufend, bewaffnet mit Schildern, Transparenten und Fahnen, begleitet von Trommlern und anderen Musikern, auf dem traditionellen Freiheitspfad durch die engen Gassen, Straßen und Wege hinauf zum Hambacher Schloss. Unter den Anwohnern und Zuschauern am Wegrand waren nicht Wenige, die uns freudig zuwinkten. Wie wir später erfuhren, hatten die vorab gestarteten Gruppen noch mit Widerständen zu kämpfen, wurden mit fadenscheinigen Begündungen von Ordnungskräften aufgehalten und eingekesselt. Aber beharrlich und unbeirrt bahnten sich diese Mutigen ihren Weg. Der Hauptzug mit mehreren Tausend Teilnehmern war dann schon aufgrund seiner Größe und Länge nicht mehr zu stoppen. Dazu wären wohl mehrere Hundertschaften gewaltbereiter Polizisten nötig gewesen. Ein Unding auf einem friedlichen Demokratiefest, wie selbst die städtischen Behörden einsehen mussten.
Nach fast 2 Stunden Fußmarsch auf dem Parkplatz unterhalb des Schloßes angekommen, bot sich uns ein grandioser Anblick. Tausende Menschen drängten sich bereits auf dem Platz und immer noch strömten weitere hinzu. Selbst die Hänge ringsum füllten sich. Unentwegt wurde getrommelt, gesungen, geklatscht und Einlass zum Schloss gefordert, alles geschah in absolut friedlicher Stimmung. Das letzte Stück Weg zum Schloß hinauf blieb aber weiter versperrt für das freche, ungehorsame, andersdenkende und widersprechende Volk. Die selbsternannten Gralshüter der Demokratie wollten dort oben gern unter sich bleiben. Überfüllt sei es auf dem Schloss, verriet ein Polizeisprecher, um nur eine halbe Stunde später als Lügner dazustehen. Denn die Tausenden blieben beharrlich und forderten weiter, endlich eingelassen zu werden. Eine Handvoll SPD-Fähnchenschwenker verließen die Stätte zu Fuß und wenig später folgten 3 gepanzerte und abgedunkelte Limousinen. Der rheinland-pfälzische Innenminister und seine geladenen Gäste scheuten offenbar die Begegnung mit uns. Später sollte er behaupten, wir wären es, mit denen nicht zu reden sei.
Als uns, dem Volk, dann endlich Zugang gewährt wurde, fanden wir ein fast menschenleeres Areal vor. Nur noch ordnende Polizisten, Bedienstete der „geschlossenen“ Demokratieveranstaltung und ein paar bedauernswerte „Omas gegen Rechts“ stellten sich tapfer dem Ansturm friedlicher, fröhlicher und ausgelassen feiernder Menschen. Gegen 17:00 war das Unglaubliche geschehen. Das Hambacher Schloß wurde wohl zum ersten Mal seit 190 Jahren wieder von vielen Tausend Menschen bevölkert, denen echte Demokratie, Freiheit und Bürgerrechte wirklich am Herzen liegen und die bereit sind, dafür auf friedliche Weise zu streiten und zu kämpfen.
In den Weiten des Internets finden sich tausende Bilder und Videos, die mehr sagen über den Verlauf des Hambacher Festes am 28.05.2022 als noch so viele übel meinende Worte. Unsere Webseite www.diebasis-mannheim.de leistet auch einen kleinen Beitrag dazu.
Nachtrag:
Noch am Sonntag bescheinigten die Neustadter Veranstalter gegenüber dem SWR allen Teilnehmern des Hambacher Festes, ausdrücklich auch den „Gegendemonstranten“, absolut friedliches Verhalten ohne nennenswerte Zwischenfälle. Es bedurfte offenbar mehrerer Gesprächsrunden am Montag, um städtischen Veranstaltern und Behörden eine andere Darstellung abzuringen.
Mannheim, 02.06.2022
Der Vorstand
KV Mannheim dieBasis