Motivation
Ich sehe im kommenden Herbst die Wahrscheinlichkeit, der “Zerrüttung” unserer gewohnten Energieversorgung höher als in den vorhergehenden Jahren.
Die Gründe hierfür dürften allgemein bekannt sein: Geopolitik, Lieferketten, Ideologie, Kriegswirren, Inkompetenz und Ignoranz sind aus der “Vogelperspektive” betrachtet hier nur einige Ursachen.
Dabei wäre ein längerfristiger Blackout (Stromausfall in einer mehr oder weniger großen Region) das sicherlich dramatischste Szenario, worauf man sich einstellen sollte.
Regionale und gesteuerte Abschaltungen nennen sich Brown-Outs. Diese sind aber ebenfalls nicht zu begrüßen da jeder Brown-Out eine zusätzliche Belastung und Gefährdung des Stromnetzes bedeutet.
So oder so sollte man sich auf eine solche Situation vorbereiten und dies ähnlich einer Versicherung sehen. Das muss auch nicht unbedingt teuer sein. Wobei für viele weniger die Kosten und viel mehr der Platzbedarf und die Organisation (Lebensmittelhaltbarkeit!) ein Problem darstellen dürfte. Insbesondere in Mehr-Personen-Haushalten.
Disclaimer
Nachfolgende Informationen können nicht 100%ig objektiv sein, sind eher als Anregung und nicht als vollzählige Auflistung der Aspekte zu diesem Thema zu sehen.
Damit der verantwortungsbewusste Mensch sich “richtig” entscheiden kann, benötigt er Perspektiven und Informationen. Zuweilen kann dies verängstigen und beunruhigen. Wichtig ist es aber nüchtern, sachlich, optimistisch und so auch zuversichtlich in die Zukunft zu sehen.
Die Tipps und Vorschläge sind ohne Gewähr und gehen auf eigene Gefahr!
Die verlinkten Produkte sind eher als Vorschlag für eine eigene Recherche zu sehen und sind von mir selber auch nicht krisenerprobt.
Vorsorge
Ich möchte hier nicht die gut gemachte Aufstellung der entsprechenden staatlichen Behörde BBK wiederholen, die man als PDF herunterladen kann. Vielmehr sind mir ein paar zusätzliche Aspekte erwähnenswert, die man ebenfalls berücksichtigen sollte.
Über die Homepage vom BBK (hier) kann man bis zu 5 Druckexemplare bestellen, die man im Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft verteilen kann. Das sollte man auch im eigenen Interesse machen, da man selber im Ernstfall für jeden dankbar ist, der ebenfalls vorgesorgt hat.
Die Mindestdauer, die man selbstständig “überleben” sollte liegt meiner Meinung nach bei 2 Wochen. Mehr ist besser. Aber bei mehr als 3 Monaten wird das Vorsorgen schon sehr raumeinnehmend und auch organisatorisch anspruchsvoll.
Blackout-Aspekte
Es folgen also einige ergänzende Aspekte die jeder selber für sich reflektieren sollte.
(Wie oben erwähnt, nur ergänzend zum BKK Heft !!!)
Der Ratgeber ist untergliedert in folgende Themen
1. Wasser
- Rechnet besser mit 3 Liter Trink(!)Wasser pro Tag und Person.
- Ich schätze aus den Flüssen kann man noch bis zu 2 Tage Trinkwasser entnehmen (eigene nicht gesicherte Einschätzung!). Danach werden diese nicht mehr mit geklärtem Wasser gespeist werden.
- Kleine Bäche (möglichst ohne Siedlung oberhalb) sind für Trinkwasser besser. Bio-Indikatoren, wie kleine Krebse oder Wasserflöhe, zeigen gute Wasserqualität an.
- Es gibt auch recht teure Wasserfilter. Viele davon sind mit Keramikfilter, die aber oft nicht auf Virengröße filtern.
- Es gibt auch Wasserkonservierungsmittel auf Basis von Silberionen und/oder Chlor. (hier und hier) Damit lässt sich Wasser entkeimen. Schwermetalle oder sonstige chemische Verunreinigungen bleiben aber weiterhin enthalten. (Ein Hinweis: Chlor schmeckt man heraus und ist nicht jedermanns Geschmack. )
Besser vorher Kanister füllen und konservieren oder Wasserflaschen vom Supermarkt kaufen. Flaschen sind etwas sperriger. - Wenn Kanister, dann keine transparente, oder die Kanister dunkel lagern.
- Erste Maßnahme bei einfachem Stromausfall: Badewanne Gießkannen und Eimer o.ä. füllen.
2. Licht
- Habt ihr eine Taschenlampe mit ausreichend Batteriereserven?!
- Bei elektrischen Rollläden würde ich einen oben lassen um ohne Strom am Tag nicht komplett im Dunkel zu sitzen.
- Kerzen und Teelichter nicht zu eng zusammenstellen: Brandgefahr!
- Gibt es ausrechend volle Feuerzeuge im Haushalt?
- Wie bekommt ihr akkubasiertes Leuchtmittel ohne Strom geladen.
- Ein aktueller E-Book Reader hat eine stromsparende Hintergrundbeleuchtung. Lesen kann im Blackout wieder sehr wichtig werden, auch psychologisch gesehen!
- LED Leuchten halten lange. Diese gibt es auch mit “warmen” Licht, was aber mehr Strom verbraucht.
3. Strom
- Im Winter ist die Stromausfall-Wahrscheinlichkeit am höchsten. Bringt euch da ein solarbasiertes Balkonkraftwerk ausreichend Strom?
- Notstromaggregate sind in Wohngebieten nur bedingt einsetzbar. Brauchen ca. 1,5 – 3 L Treibstoff / Stunde und sind meist für den Dauerbetrieb nicht geeignet.
- Eine PV-Anlage auf dem Dach ist in der Regel netzgekoppelt. D.h. wenn außen kein Strom, dann ist der Solarstrom auch nicht verwendbar. Hier ist auf die Möglichkeit eines Inselbetriebs der Anlage zu achten. Und auch sollte die Anlage “schwarzstartfähig” sein, d.h. mit dem eigenen Strom wieder starten können.
- Powerstationen sind sehr teuer und sollten wohl überlegt ausgesucht werden.
Für Wärmeerzeugung (Kochen, Heizen) sind sie nicht geeignet. Für Licht und Unterhaltung schon eher. Für Kühlung bedingt geeignet.
Pflegeaufwand beachten! Der Akku will immer wieder entleert und geladen werden. - Kühlung: Verbraucht als erstes euer Tiefgefrorenes oder Verderbliches aus dem Kühlschrank. Bevor es vergammelt, schenkt es an die Nachbarn.
- Erst Maßnahme bei einfachem Stromausfall: Starke Verbraucher ausschalten! Das Stromnetz kann sonst gleich wieder “zusammenbrechen”.
4. Essen
- Knäckebrot ist meist Vollkorn und hält mehrere Monate. 2-3 Packungen nochmal in Plastikfolie einpacken, dann hat ein evtl. Mottenbefall nicht gleich den ganzen Vorrat im Visier.
- Dosenbrot bzw. Dauerbrot hält mehrere Jahre (angeblich Jahrzehnte) und kann man evtl. auch vererben.
- Denkt an das Kochen ohne Strom! (z.B. Gaskocher)
Die meisten Gaskocher laufen mit Butangas, das bei niedrigen Temperaturen nicht mehr zündet. Die Flasche muss man dann also etwas am Körper aufwärmen. (Nicht auf offenem Feuer!) - Besorgt euch ein Bestimmungsbuch (offline!!!) für Wildkräuter.
- Konserven sollten auch eine ausgewogene Ernährung ermöglichen. Erst Recht bei längeren Perioden.
Konserven können rollierend aufgebraucht werden. - MHD kann zuweilen auch deutlich überschritten werden.
5. Gesundheit
- Wichtige Medikamente sind ausreichend vorhanden?
Puffer aufbauen, kann hier etwas mühselig sein. - Verbandsmaterial?
- Können mit Schmerzmittel Behandlungsengpässe überbrückt werden?
- Ist ein Breitband-Antibiotikum im Haushalt vorhanden?
6. Hygiene
- Eine Chemische Campingtoilette kann helfen.
- Man kann auch Plastiktüten als Toilette (im Eimer etc.) verwenden. Billig und platzsparend.
- Kleintierstreu kann man auch verwenden
- Denkt bei der Körperpflege unbedingt auch an den Trinkwasservorrat.
7. Heizen
- Einen kleinen Raum kann man durchaus überschlagend mit Kerzen heizen. Ein Teelicht gibt dabei ca. 40 W ab. Der menschliche Körper ca. 100 W wenn er nicht zu dick angekleidet ist.
Wichtig: Mehrere Kerzen nie zu nah aneinander stellen, da sich die Flammen sonst “vereinigen” bzw. das Kerzenwachs sich selbst entzündet und man einen Wohnungsbrand riskiert. - Achtung: Bei Teelichtöfen und Teelichtern unbedingt den Abstand beachten.
- Offene Flammen sind eh mit erhöhter Vorsicht zu behandeln. Die Feuerwehr zu rufen wird schwierig, die sind dann auch am “Anschlag” und die Hydranten liefern potentiell kein Wasser mehr.
- Bei Verbrennungen entsteht CO (Kohlenmonoxid) was im Vergleich zu CO2 chemisch hochgiftig ist. Also möglichst ein CO-Melder im Raum haben.
- Ohne Strom gehen die meisten Heizungen (Öl, Gas, Pellets) auch nicht mehr.
- Denkt an die Schimmelbildung in den kalten Monaten und Lüftet auch bei Kälte.
- Fenster mit Folie abhängen isoliert zusätzlich.
8. Mobilität
- Im Winter immer den Autotank zu 2/3 voll haben.
- Die wenigsten Tankstellen sind mit Notstrom ausgestattet, so dass die Zapfsäulen noch gehen.
- Ggf. Treibstoffvorrat in Kanister anlegen.
9. Kommunikation
- Was, wenn das Telefon nicht mehr geht? Sprecht diese Situation vorher an. Überlegt euch einen Treffpunkt/-Zeit wo ihr euch austauscht.
10. Informationen
- Ein Batterie-UKW-Radio kostet nicht viel und kann euch im Blackout noch mit Informationen versorgen.
- Ein Radio braucht nicht viel Strom, weshalb es auch Kurbelradios gibt, die aber auch preislich angestiegen sind.
- Alternativ kann man sich noch ins Auto (falls vorhanden) setzen und dort Autoradio hören.
- UKW kann evtl. nach ein paar Tagen auch nicht mehr senden. In diesem Fall ist die nächste Feuerwache oder Polizei einen Besuch wert. (Notfallpläne)
11. Bezahlung
- Kartenbezahlung und Crypto-Währungen werden nicht mehr gehen.
- Man sollte immer einen gewissen Bargeld-Bestand, in möglichst kleinen Scheinen, Zuhause haben (ca. 1-2 Monatsgehälter).
12. Sicherheit
- Irgendwann muss man davon ausgehen, dass die Feuerwehr nicht mehr erreichbar ist und diese also auch nicht mehr helfen kann.
- Man sollte auch an eine erhöhte Brandgefahr denken und “Löschmittel” bereithalten. (Schaum-Feuerlöscher, Löschdecke, Löschspray, voller Wassereimer)
- Situationen, aus denen man ohne Strom nicht mehr herauskommt, sollten vermieden werden. z.B. Fahrstühle, Achterbahn
- Achtet darauf, dass euer Umfeld im Vorfeld für einen Blackout sensibilisiert wurde.
- Geht nicht damit hausieren, dass ihr vorbereitet seid. Im Extremfall seid ihr nicht mehr sicher.
- Verteidigung und Bewaffnung im Fall von Plünderungen sind hier ebenfalls Aspekte, die jeder im Vorfeld für sich abwägen sollte.
13. Unterhaltung
- Zerstreuung ist nicht zu unterschätzen. Erst Recht, wenn Kinder im Haushalt sind. Gibt es also ausreichend “offline und analoge” Beschäftigung für die Kleinen?
- Bücher sind offline gut zu lesen, aber im Winter bei schummrigem Kerzenlicht oder “kaltem” LED Licht eher anstrengend. Ein E-Book-Reader mit Beleuchtung hält lange und kann auch über eine Powerbank geladen werden. Bücher vorher drauf laden nicht vergessen!
- Handy/Tablet/Notebook/Streaming/Navigation(!) solltet ihr entbehren können.
14. Psychologie
- Man sollte auch psychologisch vorbereitet sein und die Situationen im Geiste schon durchgespielt haben.
- Geht in die Natur.
- Vergegenwärtigt euch bei Niedergeschlagenheit, was ihr noch habt! (Gesundheit, soziale Kontakte, Vorrat, etc.)
- Digitalen Entzug beachten
Abschließend
Keiner kann sagen, was kommt.
Es bringt allerdings nichts, sich in Angst und Hysterie zu verlieren. Angst ist nicht nur ein schlechter Berater, sondern ebenso ein “Bremser” rationalen Denkens. Wenn ihr plant, dann denkt in Wahrscheinlichkeiten, macht euch ggf. die Angst bewusst, die euch beim Planen begleitet.
Denkt auch daran, dass auch kein längerfristiger Stromausfall eintreten kann.
Und doch würdet ihr euch ja auch einen Feuerlöscher oder Versicherung zulegen, mit der Hoffnung diese niemals zu gebrauchen.
Der KV Mannheim dieBasis bedankt sich bei unserem Mitglied, welches diesen Ratgeber erarbeitet und uns für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat.